Graf Öderland
Ein Mord ohne Grund, ein Kinderlied über einen mit Axt bewaffneten Grafen, die Doppelmoral der arrivierten Freunde – der Staatsanwalt bricht aus und lässt sein altes Leben hinter sich. Er vergisst sich selbst und wird zu einem anderen Menschen: Graf Öderland. Ein Mord ohne Motiv ist nicht verstehbar, wahnsinnig – etwas, das es in Ordnung einfach nicht gibt. Doch eben jene Banalität des Bösen ist der Ausgang aus dem bürgerlichen Leben und der Einstieg in eine Revolutionsbewegung. Eine Bewegung, vom Grafen angeführt, deren Ziel es ist, die geltende Ordnung zu zerbersten. Axt und Jubelchöre statt Akten und Paragraphen; Trinkgelage und Untergrund statt schwerer Arbeit. Der Freiheitsdrang in Form der Revolution kämpft gegen bestehende Strukturen, die Normen und die Ordnung – wie der verwirrte Staatsanwalt mit sich selbst. Nur, besteht nach einer blutigen Revolution wirklich die erträumte Freiheit oder gibt es ein böses Erwachen?
Zur Inszenierung:
Schon in Frisch´ Textfassung von „Graf Öderland“ begegnet man den Wechseln von sachlichen Alltagsbeschreibungen und Ausbrüchen in die Welt des Spiels, während das Stück mit fließenden Übergängen zwischen Fantasie und Logik hadert. Die Wirklichkeit gerät in Frage. Diese Grenzverschmelzung wird durch eine rasche Szenenabfolge und eine sich permanent wandelnde, bewusst minimalistische Bühne zum Ausdruck gebracht. Innerhalb des Stückes findet man sowohl Szenen und Charaktere, die sehr naturalistisch als auch verzerrt und komisch sind. Durch diese Chaotisierung der Stile erwarten die Zuschauenden Momente, in denen die klassische vierte Wand hochgezogen und der stanislawschen Methode nachempfunden wurden. Chorische Pulks, des Bewegungsschauspiels gängige Mittel, bis hin zu kabarettistischen Elementen und Anlehnungen an die Commedia dell´Arte.